Ein Vorsatz für den USA Aufenthalt ist das Thema Sport. Ich nehme mir vor, die vermehrte Freizeit dazu zu nutzen, meinen Körper wieder etwas besser in Form zu bekommen. Einerseits soll es etwas Fitness Training sein auf der anderen Seite möchte ich Fußball spielen. Fußball hat zwei Aspekte. Natürlich macht mir Fußball nach wie vor Spaß. Aufgrund meiner Knieverletzung und der Tatsache, dass ich in Wien nur die Möglichkeit hatte, in der Halle zu spielen, habe ich die letzten Jahre ohne aktiven Fußball verbracht. Ein weiterer Grund, Fußball zu spielen, ist die Annahme, dass man auch in den USA über einen Teamsport am Schnellsten Menschen kennen lernt (beim obligaten Bier nach dem Match).
Die Fitness Sache ist sehr rasch beschrieben. Ich probiere zwei Fitness Center und einen Cross-Fit Club aus. Die Fitness Center sind fad und natürlich gaaaaanz anders als in Wien. Das Cross Fit Training ist sehr gut, aber zu teuer (dass die Stunden dort um 6 in der Früh sind, spielt überhaupt keine Rolle).
Auf der Suche nach Fußball stoße ich in Wien schon auf die Homepage von Central Coast Soccer. Dort finde ich heraus, dass keine 5 Minuten von unserem Haus eine schöne öffentliche Sportanlage liegt, wo auch Fußball gespielt wird. CCSoccer bietet mehrere Ligen an, eine reine Frauenliga, eine Liga für ältere Herren (wie mich) und die sogenannte Coed Liga, wo man in gemischten Team spielt. In allen Ligen wird streng "recreational" gespielt, sprich Vorsicht ist das oberste Gebot, tackling ist verboten, der Goalie hat immer Vorrang und überhaupt haben wir uns alle lieb.
Ich registriere mich auf der Website, die Kosten sind moderat und ich bekomme auch ein "Wende Shirt", das auf der einen Seite weiß und auf der anderen Seite rot ist, sehr praktisch. Bei der Anmeldung wird man noch nach der eigenen Spielerfahrung gefragt. Ich melde mich als "advanced" an - es gibt dann noch "Spielmacher" - ohne die Liga zu kennen, ist es schwierig sich einzuschätzen.
Ich bin für die Coed Liga gemischt gemeldet. Manderl und Weiberl gemischt, 7 Spieler, 2 mal 25 Minuten. Für die Mens 35+ Liga (11 Spieler, 2 mal 40 Minuten) bin ich zu spät.
Ich besorge mir noch die voregeschriebenen Schienbeinschützer, natürlich neue Schuhe und los geht's. Am nächsten Montag stelle ich gleich ein paar Dinge fest. Ich bin ganz offensichtlich mehr als advanced, das Niveau ist im Schnitt nicht besonders hoch. Ich bin ganz offensichtlich außer Form. Es macht trotzdem ganz offensichtlich Spaß. Und ganz offensichtlich stimmt das mit dem Leute kennen lernen auch (und vor allem das mit dem Bier trinken).
Schon im ersten Spiel lerne ich eine Runde kennen, die nach dem Matches immer zur "Village Host Pizza" auf Pizza und Bier gehen. Natürlich hänge ich mich an und bin nach kurzer Zeit schon sehr gut etabliert. Mein gutes Defensivspiel am Feld, meine Herkunft und (wie immer) meine Bier-Historie tragen dazu bei, dass ich rasch im innersten Kreis aufgenommen bin. Die Runde ist bunt gemischt und es macht immer wieder Spaß.
Mittlerweile spiele ich zweimal die Woche, Coed und Mens 35+ und zähle eine große interessante Runde zu meinem Bekanntenkreis. Immer wieder lerne ich neue Menschen und Geschichten kennen.
Fußball an sich hat hier in den USA eine interessante Stellung. Dadurch, dass früher nahezu die gesamte männliche Nachkommenschaft in den Sportarten American Football und Baseball hängen geblieben ist, hat sich in den USA eine starke Damenfußball-Gemeinde gebildet. Es spielen wirklich viele Frauen Fußball und das teilweise auf hohem Niveau. Die Männer sind nicht so stark, die US Profiliga verbucht zwar ständig Zuschauerzuwachs, die Stadien sind voll. Die Liga hat aber keinen hohen Stellenwert auch unter den Fußballfans. Gesprochen wird über die englische Liga. Auch die geläufigen Team-Namen in den Recreational Leagues sind fast alle englisch angehaucht. Von Everton bis Blackburn, von Nottingham bis Tottenham ist alles vertreten.
Es spielen allerdings wirklich viele Leute Fußball. Einerseits, weil es immer beliebter wird. Andererseits, weil die amerikanischen Sportarten praktisch keine Möglichkeiten bietet, außerhalb der Vereinsmannschaften zu spielen. Es gibt keine Hobby Football Teams und ich sehe auch nur wenige Hobby Baseball Teams (es wird zumindest Slow-Pitch gespielt).
Was mir besonders gut gefällt, ist die Einstellung der SpielerInnen - man schaut aufeinander, man unterstützt einander. SpielerInnen, die sich durch Eigensinnigkeit hervortun, werden rasch zurecht gewiesen. Schlechtere oder körperlich benachteiligte SpielerInnen werden immer miteinbezogen. Alles sehr zuvorkommend. (es gibt natürlich schon die obligatorischen Vollkoffer, aber nur wenige).
Etwas "stört" mich trotzdem - wie immer ist auch hier alles "great". Jemand schießt 10 Meter übers Tor = "great" - jemand gibt den fünften Fehlpaß = "nice try".
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