Dienstag, 30. April 2013

Hommage an die Heimat oder....

..... über die Oberflächlichkeit der Amerikaner.

Mein Beruf auf der einen Seite und der finanzielle Bedarf auf der anderen Seite bedingen, dass ich zwischendurch nach Österreich kommen muß. Ich nutze die Gelegenheit immer, um mich mit Freunden zu treffen oder besser gesagt, ich werde genutzt, weil mich sehr viele Freunde sehen wollen.
Deshalb möchte ich hier und jetzt die Gelegenheit nützen, um in schwärmerischen Worten über die Wärme zu sprechen, die diese Freundschaften in mir auslösen.
Ja - natürlich ist unser Abenteuer in Kalifornien spannend und interessant, aber die tiefen Freundschaften in der Heimat sind trotzdem etwas ganz besonderes. Das schöne daran ist, dass aber genau diese Freundschaften auch längere Pausen vertragen und man sich auch nach 5 Monaten miteinander unterhält, als ob das letzte Treffen erst gestern gewesen wäre.

Was mich zum eigentlichenThema dieses Posts führt - die Oberflächlichkeit der Amerikaner.
Wie schon mehrmals erwähnt bekommt man als Tourist einen anderen Eindruck, als wenn man in einer Gesellschaft lebt. Daher möchte ich für die Amerikaner eine Lanze brechen. Das, was wir Europäer als Oberflächlichkeit betrachten ist in den meisten Fällen nur ein Produkt der speziellen Gesellschaft in den USA und fast immer ein Ausdruck der üblichen Höflichkeit. Dazu kommt noch, dass wir gewisse Ausdrücke direkt ins Deutsche übersetzten und damit aber nicht den Sinn dahinter mitbekommen. Das einfachste Beispiel dafür ist die den USA übliche Begrüßung "How are you". In Wirklichkeit sagt dieser Mensch lediglich "Grüß Gott", "Guten Tag" oder schlichtweg "Hallo". Wenn ich meinen Freund Mike anrufe, meldet er sich mit genau dieser Frage "Hi George, how are you?". Ich weiß mittlerweile, dass ich dann auch sagen muß "fine - how are you?". Wenn ich das nicht mache, bemerke ich, dass meinem Gegenüber etwas fehlt.....

Ein anderes Beispiel ist das Thema "Einladung zum Essen". Mit einem meiner Fußball-Bekannten erlebe ich gleich in den ersten Tagen diese Szene. Beim Bier trinken nach dem Spiel lerne ich X kennen. Wie üblich werde ich von X interessiert gefragt, was ich so mache, woher ich komme und und und... die üblichen Sachen. Natürlich sprechen wir auch über meine Bier Vergangenheit. Am Ende des Abends meint X "das ist alles so interessant, du mußt meine Frau kennen lernen und deine Familie muß einmal zum Essen kommen". Ich freue mich über die Einladung und erzähle dann zu Hause Margueritha, dass wir schon die erste Einladung zu Essen haben. Schön, da kommen wir unter die Leute. Ich sehe dann X nahezu jede Woche, nicht nur beim Fußball sondern auch in der Stadt - zum Essen waren wir bis dato nicht bei ihm. Wir bekommen dann immer wieder Einladungen mit dem Wortlaut "you have to come to dinner" - in den seltensten Fällen findet das auch statt. Es ist offensichtlich ein Gebot der Höflichkeit, jemanden zum Essen einzuladen - es dann tatsächlich zu tun, muss dann nicht mehr sein.

Aber - das ist alles nicht so schlimm. Man gewöhnt sich daran. UND ganz wichtig. Wenn man, so wie Margueritha und ich, offen und aktiv in Bekanntschaften hineingeht, dann werden daraus genauso schnell oder langsam wie in Österreich gute Bekanntschaften und Freundschaften. Wir haben in dieser Zeit einige Menschen kennen gelernt, mit denen wir sicher in Kontakt bleiben werden. 

In den USA ist es nämlich nicht Oberflächlichkeit sondern Höflichkeit. Es wundert mich auch gar nicht, dass Amerikaner nicht so viele tiefe Freundschaft zu haben scheinen. Aus meiner Sicht kann ich das so erklären. Es beginnt damit, das es im amerikanischen Schulsystem keine Klassen in der Form wie bei uns gibt. Ich war in Österreich mit einigen Schulkollegen 10 Jahre in der selben Klasse - jede Stunde. Die Kids in USA gehen von der Volksschule weg jede Stunde in eine andere Klasse mit anderen Schülern. Das geht bis zum Schulabschluß so - dann verbreiten sich die Kids über die gesamte USA zum Studium an diversen Universitäten. Nach dem Studium kommt der erste Job, der einen dann auch wieder zum Umzug "zwingt". Und Umzug heißt in dem Fall nicht von Simmering nach Favoriten sondern von der Ostküste 5000km an die Westküste.
Aber natürlich gibt es auch hier tiefe und langjährige Freundschaften - manchmal sieht man sich halt nicht so häufig.

Wie gesagt - ich freue mich schon darauf, wieder nach Österreich zurück zu kommen. Ich freue mich aber auch darauf, mit meinen neuen amerikanischen Freunden auch weiterhin in Kontakt zu bleiben.